Darum sind Busse nicht für Frauen gemacht

Darum sind Busse nicht für Frauen gemacht

„It’s a man’s world“, sang James Brown schon Mitte der 1960er-Jahre. In vielerlei Hinsicht hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Nicht nur, dass Frauen im Durchschnitt für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer. Auch in zahlreichen anderen Bereichen sind Männer selbst nach Jahrzehnten der Emanzipation nach wie vor buchstäblich das Maß der Dinge. So ist zum Beispiel die Standardtemperatur in Büros auf den Durchschnittsmann ausgelegt und dadurch für die Durchschnittsfrau eigentlich etwas zu kühl.

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Darum sind Busse nicht für Frauen gemacht

Die Regale im Supermarkt orientieren sich ebenfalls an der durchschnittlichen Körpergröße eines Mannes, wodurch es eine durchschnittlich große Frau oft schwer hat, die oberen Regale zu erreichen.

Sogar in privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln sind Frauen im Nachteil. Denn auch Autos, Busse und Bahnen sind mehr auf die männlichen und weniger auf die weiblichen Bedürfnisse zugeschnitten.

Doch was heißt das genau? Welche Schwierigkeiten gibt es in der Praxis? Wie müssten Busse und andere Fahrzeuge für Frauen aussehen? Und wie ließe sich das Problem lösen?:

Höhere Gefahr bei Autounfällen für Frauen

Eine Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) hat die Benachteiligung von Frauen in Verkehrsmitteln aufgezeigt. Im Fall des Autos können sich sogar gravierende Auswirkungen auf die Verletzungsgefahr ergeben.

Denn sowohl die Sicherheitsgurte als auch die Airbags sind für den durchschnittlichen Mann konzipiert. Dieser ist aber zum einen größer als die durchschnittliche Frau. Zum anderen hat er einen anderen Körperbau, weil sein Muskel- und Fettgewebe anders verteilt ist.

Auch die Crashtest-Dummys, mit denen Autounfälle simuliert und Sicherheitstests durchgeführt werden, ahmen oft eher den männlichen Körperbau nach.

Die Folge ist, dass die Sicherheitsvorkehrungen in Autos einen Mann bei einem Unfall besser schützen können als eine Frau. Deshalb trägt eine Frau im Durchschnitt auch schwerere Verletzungen davon.

Ein weiterer Grund für die größere Unfallgefahr liegt darin, dass eine Frau beim Autofahren in aller Regel näher, oft sogar zu nah, am Lenkrad sitzt, weil sie sonst die Pedale nicht richtig erreicht.

Um solche Nachteile auszugleichen, brauchen wir neue und flexiblere Lösungen, die den Anforderungen einer großen Bandbreite von Nutzer:innen gerecht werden und die Unfallsicherheit für alle sicherstellen.

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Hürden in Bussen und Bahnen

Doch es muss nicht erst zu einem gefährlichen Unfall kommen, um Frauen das Leben schwerer zu machen. Auch der Komfort und die unterschiedlichen Bedürfnisse der Geschlechter spielen eine Rolle.

Üblicherweise sind es die Frauen, die den größten Anteil an der Pflege-, Betreuungs- und Versorgungsarbeit übernehmen. Deshalb müssen sie häufig sperrige Gegenstände wie Kinderwägen, Rollstühle oder auch volle Einkaufstüten transportieren.

Wie die Studie gezeigt hat, sind gerade die öffentlichen Verkehrsmittel wie Busse dafür aber kaum ausgelegt.

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So mangelt es zum Beispiel oft schon an einfachen, höhengleichen Einstiegen. Doch ohne solche Einstiege müssen Frauen schwere Gegenstände wie etwa einen Kinderwagen erst einmal in das Fahrzeug hieven, damit sie überhaupt mitfahren können.

Im Bus selbst geht es weiter. Hier sind zum Beispiel die Gepäckablagen über den Sitzen oft so hoch gelegen, dass sich Frauen strecken und viel Kraft aufwenden müssen, um ihr Gepäck zu verstauen.

Aber auch, wenn der Einstieg geklappt hat und die Gegenstände verstaut sind, nehmen die Herausforderungen kein Ende. Denn auch die Haltestangen und Halteschlaufen orientieren sich an der Körpergröße des Durchschnittsmannes. Für viele Frauen sind sie dadurch schlichtweg zu hoch angebracht, als ein gutes und sicheres Festhalten daran möglich wäre.

Dazu kommt, dass sich Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln oft wesentlich unsicherer fühlen als Männer. Statistisch betrachtet, bestätigt sich dieses Gefühl tatsächlich.

Das laute und aggressive Auftreten von Mitreisenden, Männer, die sich dominant breitmachen, und anzügliche Bemerkungen oder konkrete Belästigungen sind Beispiele für Verhaltensweisen, die bedrohlich wirken.

Vor allem nachts verzichten Frauen deshalb häufiger auf eine Fahrt mit Bus oder Bahn als Männer und greifen lieber auf die deutlich teurere Fahrt mit dem Taxi zurück.

Was sind mögliche Lösungen?

Damit Fahrten mit privaten und öffentlichen Verkehrsmitteln für Frauen einfacher, sicherer und angenehmer werden, besteht an vielen Stellen Nachholbedarf. Doch damit stellt sich auch die Frage, wie entsprechende Nachbesserungen aussehen könnten.

Das Forschungsteam der DLR-Studie sieht als wichtigsten Ansatzpunkt, dass der durchschnittliche Mann nicht mehr die hauptsächliche Referenz sein sollte.

Um die geschlechtsspezifischen Lücken zu schließen und bessere Lösungen für die Mobilität zu entwickeln, müssen die Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Vorlieben beider Geschlechter besser erforscht werden.

Diese Erkenntnisse schaffen dann die Grundlage für Handlungsanweisungen für Fahrzeugbauer und Verkehrsplaner, die dazu führen, dass der öffentliche Verkehr für alle Personengruppen gleichermaßen zugänglich wird.

Daneben würden es die Forscher begrüßen, wenn mehr Frauen Entscheidungspositionen im Verkehrssektor übernehmen würden. Denn dadurch würden ihre Sichtweisen von Anfang an stärker berücksichtigt.

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Martin Schuster -Reisekaufmann, Timo Kropp - Reiseveranstalter und Marie Kusche - freiberufliche Reisejournalistin und Backpacker, sowie Christian Gülcan, Betreiber und Redakteur dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps und Ratgeber zu Busreisen, Urlaub, Reisezielen und Sehenswürdigkeiten.

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